Die Bibel als Buch
Vor sehr interessierten Zuhörern hielt Pfarrer Jürgen Sauter bei der Katholischen Erwachsenenbildung im Ummendorfer katholischen Gemeindehaus seinen Vortrag über „Ein Buch mit sieben Siegeln“. Durch anschauliche PowerPoint-Folien hatte er wichtige Punkte visualisiert.
Für Judentum, Christentum und Islam als Buchreligionen wurden deren Bücher entscheidend für ihre Entwicklung. Die Thora der Juden (die 5 Bücher Mosis) erzählen die Geschichte des Glaubens an den einen, einzigen Gott. Dadurch wurde sie zur Heiligen Schrift.
Entscheidend für Buchreligionen wurde die Entwicklung der Schrift. Vor allem der Buchstabenschrift. Die Hieroglyphen waren zunächst nur Bildsymbole. So entwickelten sich viel mehr Möglichkeiten der Mitteilung. Trotz der möglichen Auslegung der Texte bestand und besteht bei den Buchreligionen immer ein Stück weit Verbindlichkeit.
Das Hebräische des Alten Testaments war zunächst nur eine Konsonantenschrift. Funde zeigen, dass die Thora schon damals eine Rolle war, während die Papyri und Codizes des Neuen Testaments auf Blätter geschrieben wurden.
Die Septuaginta als erste durchgehende Übersetzung des AT wurde 250 v. Chr. für das hellenistische Judentum ins Altgriechische übersetzt. Nicht von ungefähr, denn Griechisch als Handels- und Gelehrtensprache verstand man von Persien bis ins damalige Großbritannien.
Das gilt auch für die christlichen Texte.
Das Neue Testament ist ohne Kenntnis des AT nicht denkbar. So wurden beide zur Heiligen Schrift der Christen. Als sich die beiden Religionen trennten, hatten die Juden im römischen Reich die besseren Karten. Ihre Religion war erlaubt, während die Christen bis ins 3. Jahrhundert verfolgt wurden. Zu Anfang des Christentums diskutierte man, ob man zuerst Jude gewesen sein musste, bevor man Christ werden konnte. Dann setzte sich die Ansicht durch, Jesus sei doch für alle da.
Überraschend war für die Zuhörer, dass man kein bestimmtes Datum und keine Person für die Festlegung des Bibelinhaltes nennen kann. Dabei gab es schon 144 n. Chr. erste Abgrenzungsversuche. Die Kanonisierung sei ein langer Prozess gewesen, so Sauter, der bis zu Luther reichte. Zunächst ging es vor allem um eine Abgrenzung zur Gnosis (Erkenntnis/ Wissen). Sie war im Mittelmeerraum ein religiös-philosophisches Glaubenssystem. Mit ihrem Gegensatz von einem transzendenten Gott und dessen Gegenspieler, dem Demiurg, einem diesseitigen, unwissenden und bösen Schöpfergott, und dem Gegensatz zwischen Gut und Böse, Licht und Dunkel war die Gnosis auch christlichen und jüdischen Intellektuellen sympathisch.
Die vier Evangelien des NT gehörten schon immer zum Kanon. Das älteste ist das Markusevangelium. Häufig nimmt man an, dass Markus die aramäisch gesprochenen Berichte des Petrus ins Griechische übersetzt hat. Zusammen mit einer 2. Quelle, den überlieferten Aussprüchen Jesu, diente es als Vorlage für Matthäus und Lukas.
Es ist aber nicht so, dass die beiden nur von Markus abgeschrieben hätten. Auf einer Folie zu den drei Synoptikern war zu erkennen, wieviel Prozent Markus in Matthäus und Lukas stecken. Jeder Evangelist hatte auch noch Sondergut. Bei Matthäus z. B. ist es gleich zu Beginn die Linie von David zu Jesus, bei Lukas die Weihnachtsgeschichte. Matthäus schrieb für judenchristliche Gemeinden. Lukas, auch Verfasser der Apostelgeschichte, schrieb für gebildete hellenistische Christen. Das Johannesevangelium ist stark theologisch geprägt und möchte vor allem die Vertiefung des Glaubens.
Es gibt auch etliche Evangelien, die nicht in die Bibel aufgenommen wurden. Dazu zählen auch das Thomas-, das Philippus-, das Marien- und das Judasevangelium.
Ein prophetisches Buch ist die Offenbarung. Sie gehört zusammen mit dem Buch Daniel zu den apokalyptischen Büchern der Bibel. Die Souveränität Gottes über die bösen Mächte wird in oft rätselhaften Visionen hier betont.
Zu Schluss wurden per Folie die Ergebnisse des 2. Vatikanischen Konzils von 1965 durch die wichtige Forderung ergänzt, die Bibel auch zu lesen.